„Oh du gehst nach Panama? Du musst Andy kennenlernen!“, so meine Freundin Hannah vor einigen Wochen als wir uns trafen. Ein paar E-Mails und 15 Stunden Flug später sitze ich in einem Uber von der Pazifik- an die Atlantikküste. Stellt sich raus, Panama ist klein und es sind keine 50 Kilometer bis ich in Gamboa ankomme, dem „Beginn“ des Panamakanals. Eine kleine Stadt, die einst in den Dschungel gebaut wurde, um die Bauarbeiter für den Kanal zu beherbergen. Einst lebten hier 3000 Leute. Jetzt sind es nur etwa 100. Die meisten nicht-locals sind Biologinnen, die mit dem Smithsonian Institute hier arbeiten. Als der Kanal gebaut wurde, wurde ziemlich schnell klar: Wenn wir schon einen Kontinent in zwei teilen, dann müssen wir das auch erforschen. Und so entstand eine riesige Forschungseinrichtung, die seit jener Zeit beobachtet, wie sich die Natur hier entwickelt. Andy betreibt die Digital Naturalism Laboratories, einen kleinen Makerspace für Biologinnen. Es geht um Technik, um Biologie, darum sich Testapparate selbst bauen zu können und die reichhaltige Natur hier besser erforschen zu können. Er hat eine mehrwöchige Konferenz ins Leben gerufen und bietet Residencies an, sowohl für Forscher*innen aus dem Ausland, als auch für Locals. Für mich der ideale Startpunkt, um drei Nächte lang erstmal anzukommen, ein bisschen den Dschungel zu entdecken und mal zu schauen, was ich sonst so machen will in diesem Land.
Morgens früh werde ich durch lautes Vogelgeschrei aufgeweckt. Im Garten hat sich ein Tukan niedergelassen. Überhaupt ist es sehr laut hier. Die Natur ist allgegenwärtig. Einerseits schön, andererseits doch recht gewöhnungsbedürftig. Und so machen wir uns gegen neun Uhr morgens auf, um bei dem einzigen Kiosk in der Nähe erstmal ein paar Kochbananen fürs Frühstück zu kaufen.
Auf dem Weg kommen wir an lustigen Palmen vorbei
begegnen Geiern
und laufen an einem Kran vorbei, der zunächst als Schwimmkran Nr. 1 in Kiel stationiert war und nach dem zweiten Weltkrieg vom US-Militär beschlagnahmt wurde. Nachdem er bis 1994 in Long Beach seinen Dienst tat, wurde er schließlich nach Panama gebracht, wo er bis heute als „Herman the German“ im Einsatz ist.
Nach dem Frühstück geht es in den Dschungel. Die Pipeline Road war einst zweispurig, im mitten durch den Dschungel gehauen um Öl quer durchs land transportieren zu können, im Falle dass der Panama-Kanal während des 2. Weltkrieges angegriffen wird. Inzwischen ist von der Straße nur noch eine einspurige Schotterpiste übrig. Der Dschungel hat sich alles zurückgeholt.
Andy ist auf dem Weg zu einem umgestürzten Baum, den er mit seinem Freund Andrew von der Straße räumen will. Da die Parkverwaltung sich nur so mäßig darum kümmert, machen die beiden daas freiwillig. Auf dem Weg: Kapuzineräffchen und Tukane, die sich leider nicht adäquat fotografieren lassen.
Während der Räumarbeiten laufe ich weiter die Straße entlang und sehe einen braunen Ameisenbären oder auch Tamandua.
Auch Schmetterlinge und allerhand bunte Vögel sind allgegenwärtig. Und sicher habe ich viel zu viele Tiere verpasst, weil ich ja auch nicht so ganz weiß, wie man darauf achten sollte.
Nachdem der dritte umgestürzte Baum die Straße versperrt entschließe ich mich, umzukehren. Genau richtig, denn als ich an einer Brücke über einen kleinen Fluss ankomme, sind meine Bekannten gerade dabei, selbigen Fluss entlangzugehen. An einer kleinen Biegung stellen wir ein paar Campingstühle in den Kies, die Kinder die dabei sind springen ins Wasser und die Eltern feuern einen Grill an. Top Sonntag.
Am Abend geht es dann noch zum Smithsonian Tropical Research Institute zur Bat Night. Die findet einmal im Monat statt und es gibt Vorträge über Fledermäuse und ein paar Tiere werden auch vorgeführt. Die werden in speziellen Netzen gefangen und später auch wieder freigelassen.
Alles in allem eine sehr nette Sache (wann kommt man denn schonmal dazu, eine Fledermaus mit einer Zuckerwasser-Pipette zu füttern?) aber ich bin müde und gejetlagged. Reicht auch an Input für den ersten Reisetag.