„Wenn du in Panama bist, musst du X kennenlernen“ Teil 2. nach zweienhalb tollen Tagen in Gamboa bei Andy und Kitty, lerne ich nun Henrik kennen, der mich in der Albrook Mall abholt, dem grössten Shoppingcenter der Amerikas (USA eingeschlossen). Ein absurd grosses Ding, in dem ich mich verlaufe und extrem unwohl fühle.
Wir gehen essen, die Stadt von der anderen Seite der Bucht fotografieren.
Dann kurz zum Museum für Biodiversität, einem Frank Gehry-Bau, aber nur für einen Kaffee und eine kleine Kostenlose Ausstellung im Erdgeschoss. Der Rest soll dann doch nicht so sehr spannend sein.
Anschließend nach Casco Viejo, dem alten Stadtkern von Panama City, voller aufregender Kolonialbauten statt moderner Hochhäuser. Hat Flair, allerdings auch nur so ein bisschen, weil zu touristisch und glattpoliert.
Wir begegnen noch einem Fahrradfahrer auf seinem Weg von Patagonien nach Alaska und sehen diese Schuhe zum Verkauf.
Dann geht es an den Strand, in dessen Nähe Henrik wohnt.
Oder zumindest ein Ort, an dem Henrik wohnt. Er teilt sich nämlich sein Leben zwischen Veracruz (bei Panama City), Schweden, Medellin (da wohnt seine Frau die meiste Zeit) und dem Dschungel auf. Früher im Auftrag der Uno für Wald- und Biodiversitätsangelegenheiten unterwegs hat er es sich nun zur Aufgabe gemacht, Panama zu erhalten. Zumindest einen Teil, und so ist er unter anderem Besitzer eines zweier Waldstücke (200 und 700 Hektar) und einer Bergspitze. Er kennt sich hervorragend in Panamanischem Land-Besitzrecht aus und hat erst kürzlich vor dem obersten Gerichtshof gewonnen und damit verhindert, dass seine Bergspitze einem Steinbruch weichen muss.
Und auch sonst ist er auf Mission. Waldschutz, sagt er, ist Diplomatenarbeit. Viel mit den Leuten vor Ort reden, die Gesetzeslage erklären aber auch Leute auf seine Seite ziehen, um Übeltäter zur Strecke zu bringen. „Ich bin Catsitter“ sagt er, und meint damit dass die Pumas und Jaguare hier am Leben bleiben müssen. Bedroht durch Waldrodung (Für Rinderweiden) und Jäger (für traditionelle chinesische Medizin).
Aber langsam kommt Bewegung in die Sache. Die Gesetze wurden verschärft, es gibt neue Konzepte. „Mit den Leuten reden hilft immer noch am meisten“.
Und so fahren wir nach einer wundervoll ruhigen Nacht in einer Villa am Meer, auf die Henrik nebenher gerade aufpasst, und einem noch tolleren Sonnenaufgang in die Berge.
Kalu Yala ist ein Ökodorf nur unweit von Henriks 200-Hektar-Waldstück. Ein Ort an dem junge Student*innen forschen und Backpacker wandern können. Ein Renaturierungsprojekt wo auf ehemals gerodetem Land wieder Bäume wachsen. Wo Obst und Gemüse angebaut wird, wo abends an der Bar Bier getrunken und nachmittags in Hängematten abgehangen, oder eben gearbeitet wird.
Eigentlich wollten Henrik und ich auf den Berg. Sehen ob alles in Ordnung ist. Drohne steigen lassen und gucken, ob es Rodungen gab. Aber es kommt anders.
Berichte von Schüssen in letzter Zeit bedeuten, dass er zu den Nachbarn muss. Reden. Rausfinden wer hier ohne Genehmigung auf Jagd geht. Viel Kaffee trinken, mit Leuten reden, beiläufig Infos kriegen. Weiterforschen und die kürzlich gegründete Eco-Police informieren.
Ich hingegen gehe mit einem holländischen Touristen einen Bachlauf entlang wandern, bis wir schliesslich zu einem kleinen Naturpool kommen.
Ansonsten: Chillen. Das Leben hier ist so entspannt, dass ich recht traurig darüber bin, gleich wieder abreisen zu müssen, aber ich hatte bereits Pläne gemacht.
Als wir am nächsten Morgen abfahrberit sind, muss Henrik leider absagen. „Der Hauptverantwortliche für die Jagd ist im Dorf. Ich muss mit ihm sprechen, bitte nimm den Bus“, erklärt er mir. „Ich muss ihm zeigen dass er keine Berechtigung für die Jagd hat und mit ihm eine Vereinbarung schließen.“. Gesagt, getan. Als ich nachmittags am nächsten Ort ankomme schreibt er mir „es lief grossartig! Wir haben eine Stunde lang gesprochen und er wird die Grenzen respektieren und mir helfen, entsprechende Beschilderung aufzustellen“. Die hohe Kunst der Diplomatie.