Panama: Gamboa, Tag 2

Was tun, wenn man total müde von Jetlag, Reisen und Silvesterfeiern ist? Richtig: Morgens um 6:30 aufstehen!
Allerdings auch nicht einfach so, sondern weil ich Kajakfahren will, auf dem Fluss Chagres, der sich durch den hier angrenzenden Dschungel-Nationalpark zieht und im Panama-Kanal endet.

Die Sonne ist schon aufgegangen, als wir um kurz vor 7 am Ufer stehen und auf die Kajakvermieterin warten. Der Blick ist atemberaubend. Der Horizont noch verschwommen, der Dschungel ins morgendliche Gold getaucht, vollständige Ruhe.

Ich bekomme mein Paddel und eine Alibi-Schwimmweste ausgehändigt (Alibi weil sie nicht passt, ich sie aber brauche falls die Flusspolizei vorbei kommt).
„Fahr nicht nach rechts, da gehts in den Panama-Kanal und da ist Kajakfahren eher verboten“ sagt Andy mir noch, bevor er meinem Kajak einen beherzten Schubser gibt und ich lospaddle.
Ich habe mir ja nie viel aus Vögeln gemacht, bis heute. Denn auf der Strecke durch Mangroven, vorbei an Dschungel und über spiegelglattes, stilles Gewässer, begegne ich unzähligen Arten. Dreißig? Fünfzig? War das da hinten schon wieder ein anderer?

Immer wenn ich kurz erschöpft bin vom paddeln halte ich inne und horche, beobachte. Da vorne hat gerade einer etwas gefangen und macht sich auf, um zu essen. Da oben toben zwei um die Wette, da hinten wartet einer auf die richtige Gelegenheit. Die Menschen hier leben wirklich in einem Zoo. Umgeben von der atemberaubendsten, vielfältigsten Natur die man sich nur so vorstellen kann.

Nach guten zwei Stunden komme ich zum Ufer zurück. Ich soll das Boot bitte kurz von gröberem Dreck befreien, also wasche ich es unter diesem Wasserhahn. Als ich leicht dagegen stoße, bricht das Ding ab und ich verursache einen Springbrunnen.

Da wir es nicht spontan repariert kriegen und es auf dem Gelände des örtlichen 5-Sterne-Hotels steht, benachrichtigen wir selbiges und hauen ab.

Blick aus dem örtlichen Luxushotel

Hier ist eh zu viel los: Nächste Woche soll ein riesiges Musikfestival steigen, was angesichts der Lage direkt am Nationalpark eine abgrundtiefe Frechheit ist.

Wir kehren nach Hause zurück machen ein bisschen Frühstück und den rest des Nachmittags vebringe ich am Laptop. Neben dem ganzen Urlaubsding habe ich mir nämlich auch noch etwas zu Arbeiten mitgenommen und das will ja auch mal erledigt werden.

Gegen Spätnachmittag gehen wir dann nochmal raus in den Dschungel. Meine Gastgeber*innen wollen Joggen, ich hingegen auf einen Aussichtsturm. Das kostet üblicherweise 30 Dollar, nach 16 uhr ist aber alles geschlossen und man kann sich hochschleichen. Die Aussicht ist schon ziemlich beeindruckend,

noch viel interessanter ist es allerdings, die verschiedenen Schichten des Dschungels kennenzulernen.

Ob mir die ganze Chose allerdings wirklich das Geld wert gewesen wäre? Wohl kaum. Ich erfahre später, dass das Ding vor allem für „Birder“ da ist, also Menschen deren Hobby es ist, frühmorgens mit einem Feldstecher loszuziehen und Vogelarten zu entdecken.
Es gibt Hobbies, die verstehe weniger gut als andere.

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