Dili und Atauro.

Der Flughafen Dili ist, was nationale Hauptflughäfen angeht vermutlich der niedilicheste der Welt. Sind es vier oder doch fünf Flieger am Tag? Auf jeden Fall putzig.

Kurzes Einreiseprozedere, auf zu unseren Partnern bei World Vision. Es sind Gäste geladen und ein kleines Buffet ist aufgebaut, was gut ist, denn das Flugzeugessen war selbst für niedrige Flugzeugessen-Standards wirklich ungenießbar. Kurzes Hotel-Einchecken, zurück zum Office, ein bisschen besprechen. Ich will mir eine Sim-Karte holen, aber heute ist Feiertag und der Laden hat zu.

Das Wetter ist übrigens ein wenig jenseits von Erträglich. Zum Glück weht eine Meeresbrise, die aber die 32 Grad bei hoher Luftfeuchtigkeit nur marginal lindert. Ansonsten ist der Tag ausreichend ereignislos. Ankommen, müde sein. Auf dem Heimweg bei einem Fußballspiel vorbei laufen.

Abendessen beim indonesischen Warung, danach noch ein, zwei Stündchen bei meinen Freunden vom Backpacker-Hostel vorbei gucken. Bett, Jetlag bekämpfen. Nach 2 Stunden aufwachen, 2 Stunden wach liegen, weiterschlafen.

Von allen Ländern, die ich bereist habe, ist Timor-Leste dasjenige, in dem die Leute am offensten gegenüber meiner Kamera sind. Ich schleiche mich an, weil ich ein spannendes Motiv vermute, mache klick und frage dann, ob es okay ist (wenn nicht: löschen). 100% der Zeit (bislang) werde ich gebeten, doch ein Gruppenfoto zu machen und danach zu einem Selfie eingeladen. So auch hier, als ich eigentlich diese Frisurszene fotografieren will

und schließlich gebeten werde, doch für das Smartphone des einen Jungen zu posieren.

Die nächsten Tage sind enorm arbeitsreich und bestehen aus „vom Jetlag fertig sein“, Meetings und „Zeug mit dem Team zuhause organisieren“. Aber die Arbeitswoche ist ja nur kurz und nach einer netten Abschiedsfeier für World-Vision-Volunteer Getulio, der zum Studieren nach Porto geht, schaffe ich nur etwa fünfeinhalb Stunden Schlaf, denn am nächsten Morgen geht es nach Atauro.

Die Insel ist etwa eine Stunde von Dili entfernt, und im Gegensatz zum Januar, habe ich mir dieses Mal eine Strandhütte gemietet und bleibe über Nacht. Ich habe mich ausserdem um Sonnencreme (LSF 50+) gekümmert und trage zum Schnorcheln ein T-Shirt. Noch so einen Sonnenbrand überlebe ich nicht.
Und was soll ich sagen: Alles ist wundervoll. Ich mache drei Schnorchelgänge, einen davon mit Boot, sehe eine unglaubliche Korallenvielfalt

und schaffe es diesmal, nicht von Nemo gebissen zu werden. Dafür kann ich eine Muräne beobachten, wie sie aus ihrer Höhle guckt.

Die Strandhütte ist wie aus dem Klischee-Bilderbuch.

Und kurz vor dem Abendessen erwische ich dann auch noch den Mondaufgang

nebst blauer Stunde. Ein Traum.

Zu abend gibt es gegrillten, am morgen gefangenen Thunfisch nebst Gemüse, gebratener Casssava und ein paar anderen Dingen. Danach spielt eine Band.
Das ist natürlich nichts, worauf man sich eigentlich freut. Touri-Kram und so. Nach dem Abendessen spielt halt irgend so eine Kapelle und immer mehr Beute verziehen sich verschämt ins Bett.

Hier ist das anders. Fünf Jungs aus der Insel geben Timoresische Weisen zum Besten. Und als dann noch eine Frau aufsteht und sagt, sie sei ja 1974 ausgewandert, lebe nun in Australien und ihr Onkel sei zum ersten Mal seit 50 Jahren in Timor und es sei sehr emotional für beide, weil das die Lieder seien, die sie als Kinder immer gesungen haben, kriege ich doch ein bisschen Gänsehaut.

Ich will ja eigentlich die Sterne fotografieren, weil die Lichtverschmutzung hier nahezu null ist. Leider steht da oben aber ein Vollmond. Und so haue ich mich noch ein bisschen in die Hängematte und gehe früh schlafen. Denn am nächsten Morgen muss ich um 7 zum Frühstückt.

Der Grund dafür? Mein erster Tauchgang ever. Auf dem Weg zum Dive Resort begegne ich noch diesem Jungen der einen älteren Mann im Rollstuhl die Straße entlang schiebt.

Dann muss ich Dinge unterschreiben und erhalte ein wenig grundsätzliche Anweisungen. Lerne, wie ich auf- und absteige, was die nötigsten Handzeichen sind und wie ich Panik vermeide. Ich werde an der Ausrüstung eingewiesen und dann geht es los ins Wasser.

Die ersten paar Minuten sind sehr anstrengend. Flaches Wasser, ich kann jederzeit an die Oberfläche, aber das mit dem Atmen ist gar nicht so leid. Ich habe immer so einen leichten Anflug von Panik, bis ich schließlich die Kurve kriege, und die nötigsten Übungen hervorragend absolviere. Und dann geht es hinab, bis auf 12 Meter Tiefe.

Es ist irre. Unbeschreiblich. Leider kann ich hierhin meine GoPro nicht mitnehmen, aber Die Korallen, die man beim Schnorcheln an der Oberfläche zu Gesicht bekommt, sind nur etwa 30% von dem, was insgesamt am Riff so lebt. Wir begegnen unter anderem einem Feuerfisch, der in einer Koralle versteckt lebt, und einer Sternfleckenmuräne. Wir tauchen um allerlei riesige Korallen herum, sehen Nemo und seine Geschwister, wie sie auf ihre Anemonen aufpassen. Porzellanschnecken, Flundern die sich im Sand verstecken, es ist begeisternd. Der Tauchlehrer hat mir vorher erzählt, dass mein Tauchgang mich komplett umhauen wird, wenn ich Schnorcheln mag. Und so ist es. Jetzt muss ich also doch mal überlegen, ob ich mir ein weiteres teures Hobby zulegen will. Nun.

Danach zurück zum Strandhütten-Resort, Mittagessen, nochmal ein Stündchen in der Hängematte dösen und mit dem Schiff zurück nach Dili.

Angekommen erwischt mich ein Anflug von Heimweh, aber da komm ich schon drüber hinweg. Auch wenn ich weiss: Ich komme erst in vier Wochen zurück nach Hause und da wirds noch den ein oder anderen Moment geben, der ganz schön hart für mich wird. Aber Wochenenden wie dieses, machen das allemal wett.

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