Von Dili nach Hata Bulico

Ich habe mal wieder ein Motorrad. Dank an die Kollegen von World Vision. Da ich es mit leerem Tank in Empfang nehme, ist der erste Stop die Tankstelle. Ich fahre dort ein, werde gefragt, wieviel ich denn möchte? Natürlich sage ich „voll, bitte“.

Daraufhin bricht die Kollegin der Frau, die mich bedient, in schallendes Gelächter aus. Mein weniges Tetum reicht aus, um zu interpretieren, was sie sagt, nämlich in etwa „Bist du dumm? Das ist ein Malae! Malaes wollen immer den Tank voll!“

Tja.

Alle nicht-Timoresen sind übrigens Malae. Ganz egal ob sie aus Malaysia (ich vermute das Wort kommt daher?) oder eben aus Deutschland kommen… Und wenn du mit dem Moped im Hinterland herumfährst wird das aufgeregte Geschrei von Kindern immer größer, je kleiner die Siedlung ist. “Malae! Malae! Malae!” tönt es aus vielerlei Kinderstimme und alle kommen sie angerannt um den weißen Mann auf dem Motorrad anzugucken.

Jetzt wo ich das Rad habe, kann ich auch Pläne fassen. Dieses Wochenende nicht nach Atauro. Dummerweise ist es in den Bergen extrem staubig und ich habe nicht wirklich passende Klamotten eingepackt.

Zum Glück gibt es aber gerade ums Eck von meiner Unterkunft, entlang eines Kanals, einige Läden in denen (vermutlich australische) Kleiderspenden verkauft werden. Ich zahle Malae-Preis für eine Hose, die mir immerhin am Bund passt und eine Jacke, die über keinerlei Atmungsaktiviät verfügt. Aber besser so, als meine guten Klamotten komplett zustauben zu lassen.

Ich habe beschlossen, nach Maubisse zu fahren, 25 Minuten hinter Aileu. Da ist  aber alles ausgebucht, wegen einer Festlichkeit. Also wird mir geraten, doch einfach bis Hata Buliko zu fahren, und auf den höchsten Berg des Landes zu wandern. Ramelau ist fast 3000m hoch und es soll dort arschkalt sein. Aber immerhin habe ich jetzt eine Jacke, in der ich garantiert schwitzen werde.

Ich hänge mal wieder im Hostel ab, dort ist unter anderem ein Deutscher, der seit 18 Monaten mit dem Motorrad durch Asien unterwegs ist, und eine Österreicherin, die gerade von Ramelau zurückgekommen ist, und mir freundlicherweise ihre Stirnlampe leiht. Dankeschön!

Am nächsten Morgen geht es dann los. Ich creme mich ordentlich gegen die Sonne ein, denn losfahren will ich erstmal mit T-Shirt. Mal sehen, wie das so mit den Staubwolken ist. Und tatsächlich komme ich, viele Kurven und ein bisschen Motocross später, auch an der gut ausgebauten Hauptstraße in den Bergen an.

Von dort aus geht es über ein, zwei Pässe weiter. Mal ist das Land eher grün, dann wieder von ödem Gestrüpp beherrscht. Ich vermute, das war nicht immer so, aber warum genau das Land so karg aussieht, vermag ich nicht zu sagen.

Eine knappe Stunde später bin ich in Maubisse. Wo erwartungsgemäß die Hölle los ist. Stellt sich raus, dass ein Mitglied des Parlaments heiratet, was auch erklärt, warum ich von einer mit der Polizei eskortierten Limousine überholt wurde. Auf die Pousada soll ich, wurde mir gesagt. Und tatsächlich, die Aussicht ist wunderschön.

Weniger schön ist der Preis. 15 Dollar für fünf lauwarme und furztrockene Hühnchenstücke, dazu Reis, Pommes, ein bisschen Gemüse und Salat. Immerhin treffe ich beim Essen drei Timoresinnen, die allesamt einen eher gehobenen Eindruck machen und sich auch nur auf Englisch miteinander unterhalten. Zwei sind zur Hochzeit eingeladen und verbringen eine längere Zeit mit Schminken und umziehen, die dritte kommt hier aus der Gegend und hat die Gelegenheit genutzt, ihre Familie zu besuchen und Chauffeurin für die anderen zu spielen.

Von Maubisse geht es dann weiter durchs Tal und auf der anderen Seite auf einen Gipfel. Um wirklich hochzukommen, muss man quasi Querfeldein, aber die Aussicht lohnt sich allemal.

Nebenan ist eine kleine Kapelle, traditionell Timoresisch erbaut.

Und daneben ein Friedhof.

Ich treffe auf eine alte Frau, die sich bereitwillig porträtieren lässt,

bevor ich noch ein bisschen herum laufe, ein paar Pferde scheu mache

und noch ein paar Minuten sitzenbleibe. Es könnte fast Schottland hier sein, auf 2000 Metern über dem Meeresspiegel, wenn nicht die Palmen wären…

Von der Hauptstraße aus geht es dann in die Pampa. Schotterpiste wäre zu viel gesagt, es gibt hier mehr Schlaglöcher als Straße und die Straße ist im Prinzip eine Anhäufung von Faustgroßen Steinen die nebeneinander platziert und festgetreten wurden. Etwa 500m auf dem Weg begegne ich einem Französischen Pärchen, die ebenfalls nach Hata Bulico wollen. Allerdings zu Fuß oder so. Ich denke mir “das wird schon” und fahre weiter. Als ich in der ersten Ansammlung von Häusern nach meiner Unterkunft frage und erst der dritte Mensch weiß, was ich meine, denke ich mir noch nichts. Beim dritten mal wundere ich mich schon. Insgesamt 18 Kilometer, über eine Stunde bin ich dann unterwegs, und ernsthaft besorgt ob der beiden “Mitreisenden”.

Ich komme an, checke im Gasthaus ein, was tatsächlich relativ westliche Standards hat. Dann begebe ich mich auf die Suche nach einem Geschäft, das mir Wasser verkauft. Orientierunslos stapfe ich durch die Gegend und werde von einem Mädchen namens Chang angesprochen. Sie spricht verhältnismäßig gut Englisch und will ein Selfie mit mir. Dann bietet sie mir an, den Weg zum Kiosk zu zeigen. Ob ich ihr dafür einen Dollar gebe? Möchte ich eigentlich nicht, was wenig mit Geiz zu tun hat, aber als wir dann von Kiosk zu Kiosk ziehen (und keiner Wasser verkauft), schenke ich ihr neben einer Packung Kekse auch noch ein paar Dollar Telefonguthaben. Sie ist aufgeweckt, klug. Spricht besser Englisch als die Macker-Jungs, denen wir begegnen. Als ich ihr erzähle, dass ich Computer programmiere (stimmt zwar nicht ganz, aber meinen Job zu erklären halte ich für noch unmöglicher) kriegt sie leuchtende Augen. “Oh das will ich auch! Wir haben hier einen netten Australier der uns Sachen am Computer beibringt!”. Wir unterhalten uns über dies und das, steigen über einen Bach und laufen über einen Feld. Die Kioske haben kein Wasser. “We have to go to China!”.

Was sie meint, ist der Chinesenladen. In Timor werden die größeren Stores immer von Chinesen betrieben. Auch in Hata Bulico. Der verkauft haufenweise Plastikkrempel und immerhin auch Wasserflaschen. Chang erzählt mir, wie gerne sie mehr Englisch lernen würde, aber hier im Dorf geht das nicht. Klar war sie schonmal in Dili, sie fährt da öfter hin, um Gemüse zu verkaufen. In Dili würde sie auch gerne studieren. Aber das ist so teuer. Und ausserdem muss sie auf ihre zwei kleinen Geschwister aufpassen. (Sie ist die zehnte von 12 Kindern) und ihre Nichten. Und die Eltern, die Wohnen in Ermera, ein Distrikt weiter, ganz weit weg. Ob sie einen Boyfriend hat? Nein, erstmal Schule fertig machen. Das bedeutet: Danach dann Hochzeit, Kinderkriegen, vermutlich Hausfrau werden für einen deutlich weniger aufgeweckten oder interessierten Ehemann. Wenn sie Glück hat, dann gehört sie nicht zur überwiegenden Mehrheit der Frauen in Timor-Leste die physische oder sexuelle Gewalt erfahren. Mehr kann sie vom Leben nicht erwarten.

Es bricht mir das Herz. Aber individuelle Fälle lösen, das werde ich nicht können.

Die Franzosen sind übrigens in ihrem Guesthouse angekommen. Auf der Ladefläche eines Pickup-Trucks, neben einem Schwein und einer Ziege. Ich gehe dann zurück ins Hotel, esse noch zu zu Abend und gehe früh schlafen. Denn am nächsten Morgen muss ich um 3 Uhr aufstehen, um rechtzeitig zum Sonnenaufgang auf dem Berg zu sein.

Nein, halt. Eine Sache mach ich dann doch noch. Schließlich befinde ich mich so sehr im Nirgendwo, dass andere Nirgendwos neidisch wären. Also gehe ich hinaus, einen Feldweg (nagut, die Hauptstraße) entlang und lege meine Kamera auf den Boden. Mit 30 Sekunden Belichtungszeit sieht der Himmel dann so aus.

Timor-Leste: Stromprobleme, Landschaft und ein Feiertag

Unter den top 5 der stressigsten Arbeitstage meines Lebens? Mittwoch diese Woche. Aber das ist eine Geschichte für einen weiteren Blogpost.

Die Woche ist vor allem gekennzeichnet durch die Vor- und Nachbereitung eben jenes Mittwochs. Sowie die sich daran anschließende Vorbereitung der kommenden Woche. Zwischen zwei Büros (World Vision sowie Similie, einer lokalen IT-Firma mit der wir partnern) hin und her, dazu noch Unterkunftswechsel. Viel Logistik.

Ab Dienstag soll ich aus meinem Hotel raus und in einem Apartment unterkommen. Wir wissen nur noch nicht welches. Das erste, zu dem mein Fahrer mich bringt, ist mit „Drecksloch“ leider noch zu gut beschrieben. Unsauber und dunkel, der Putz kommt von den Wänden und es riecht leicht nach Fäkalien. Ausserdem lebt zehn Meter weiter ein Hahn, der mich um den Schlaf bringen würde.

Das zweite ist schon besser. Zwar auch eher Dunkel aber immerhin zwei Zimmer. (Das Schlafzimmer gänzlich ohne Fenster, durch die des Wohnzimmers kommt aber auch kaum Licht rein). Klimaanlage ist in Ordnung, das Bad sauber, es gibt sogar eine Kochgelegenheit, wenn auch ohne Geschirr, Besteck, Pfannen/Töpfe. Egal, wäre mir eh zu anstrengend, hier noch selbst zu kochen. Nehm ich also. Der einzige Haken? Es gibt keine Bettwäsche. Nix. Kein Kissen, keine Decke, keine Bezüge. Aber das kriege ich schon noch geschaukelt.

Apropos schaukeln. Dienstag gab es ein Erdbeben, Stärke 6.2, 100km südlich der Insel. Im 10. Stock des Finanziministeriums hat man das immerhin gespürt. Nichts worüber man sich sorgen machen müsste, ausser dass nach dem Lombok-Erdbeben vor ein paar Wochen generell die geologische Unruhe in unsere Richtung zu wandern scheint.

Ich erfahre das, als ich gerade auf Bettzeugsuche bin. Ein Chinesen-Laden (die größeren Läden hier werden alle von Chinesen betrieben, die tonnenweise qualitativ zweifelhafte Ware importieren) hat zwar Kissen und Decke (plus Bezüge) aber kein Spannbettuch. Und das zu einem für nicht-überprüfbare Qualität horrenden Preis. Also weiter suchen und tatsächlich erhalte ich von Elaine, der Managerin in meinem bisherigen Hotel den Tipp, doch bei Hugh, dem Neuseeländer vorbei zu gucken. Der betreibt einen Fish&Chips-Laden um die ecke und im hinteren Raum hat er eine Vollausstattung an Hotelbedarf. Handtücher, Bettwäsche und so weiter.

Die kosten zwar auch mehr als in Deutschland, aber immerhin weiss ich hier, was ich bekomme. Und als er erfährt, dass ich zu Fuß da bin, fährt er mich sogar noch nach Hause.

Zuhause dann: ein bisschen rumhängen. WLAN ist fürchterlich, aber viel besser ist es nirgends. Ich lege mich kurz nach elf ins Bett und gerade als ich bereit bin einzuschlafen, geht die Klimaanlage aus. Dann stelle ich fest: der ganze Strom ist weg. Der Sicherungskasten ist es nicht, aber meinte da nicht…? Doch. Man hat mich zwar gewarnt ich müsse den Strom extra kaufen, aber davon, dass ich draußen vor der Tür einen Zähler habe, der mit einem Code aufgeladen wird, hat man mir nichts gesagt. Diese Codes muss man im Laden kaufen und jetzt ist es eigentlich viel zu spät. Gerade bereite ich mich darauf vor, in einem unangenehm warmen Zimmer zu schlafen, da höre ich ein Auto. Ich ziehe die nächste Hose, die ich greifen kann, an (verkehrt herum, wie sich dann rausstellt) und springe mit nacktem Oberkörper in den Hof, wo ein netter Indonesier mich aufklärt. Ja, die Stromcodes kriege ich in bestimmten Läden oder über den Apartment Manager. Er versucht den mal anzurufen.

Und tatsächlich, wenige Minuten später steht der Apartment Manager vor meiner Tür. Seufzt über meine Unkenntnis, nimmt mir zehn Dollar ab und verspricht mir, gleich wieder da zu sein.

So lange unterhalte ich mich mit dem Indonesier. Er kommt aus Java, seine Frau arbeitet hier in der Botschaft. Wird hier wohl zwei Jahre verbringen.

Ich biete ihm eine Zigarette von meinem „Deutschen“ Tabak an. Wir quatschen über dies und das.

Ich: „My name is Julian and yours?“

Er: „Hermann“

Ich: „What?!?“

Er: „Yeah! My mother‘s boss was German. Hermann Haferkamp.“

Wir unterhalten uns noch über Jakarta und dass man selbstgedrehte Zigaretten ja eigentlich zum Ganjah rauchen nimmt und ob ich das mal probiert hätte, er hat ja während seines Studiums total viel gekifft und ob in Deutschland Cannabis legal sei und so weiter?

Fünf Minuten später kommt dann auch der Office Manager, wo er um die Uhrzeit einen Laden gefunden hat, der Stromcodes verkauft, bleibt mir ein Rätsel. Aber immerhin kann ich jetzt in einem akzeptabel temperierten Zimmer schlafen. Gute Nacht.

Ich komme erst gegen halb 2 zum Schlafen, was besonders ungünstig ist, denn der nächste Tag ist dann eben oben genannter Stresstag und wir treffen uns um kurz nach sieben am Büro. Immerhin können wir noch kurz anhalten damit ich mir einen Kaffee holen kann, bevor es hinauf in die Berge geht. Nach Aileu.

Der Weg ist wunderschön, wenn auch extrem holprig. Aber diese Aussicht!

 

Dort dann insgesamt 8 Stunden Stress. Wie gesagt, anderer Blogpost. Immerhin habe ich die Chance, zur Mittagspause kurz auf den Markt zu gehen und ein paar Portraits von Menschen zu schießen. Zum Beispiel von diesem Herrn, der sehr Stolz auf seinen Hahn ist (den er vermutlich ganz Bald bei einem Hahnenkampf einsetzen wird).

Oder dieser Mensch.

Oder er.

Oder diese beiden Damen.

 

Der Rückweg ist nicht weniger spektakulär und während die Hinfahrt fast zwei Stunden dauert, sind wir Bergab in etwas mehr als 60 Minuten wieder in Dili. 

Heute ist nationaler Feiertag. Jahrestag des Unabhängigkeitsreferendums. Früher, erzählt man mir, wurden entlang der Straßen Kerzen angezündet, an den Ecken brannten Reifenstapel. Heute ist das alles ein bisschen weniger, aber als ich im Hostel meiner Freundin Kym sitze, zieht dann doch eine Rauchschwade zum Balkon hoch.

Kym erzählt, wie sie damals anwesend war, als UN-Beobachterin. Kaum war klar, dass das Referendum mit einem haushohen „Ja“ ausgehen würde, fingen die Indonesier an, alles niederzubrennen. Sie selbst versteckte sich zusammen mit einem Journalisten im Hotel, da sie als „Vertragsmitarbeiterin der UN“ keinen Sicherheitsschutz bekommen hatte und unter Journalisten noch am wenigsten gefährdet sein würde. Erst am nächsten Tag wurde sie evakuiert.

Wochenlange Massaker folgten und erst ende September stoppten die Australier unter Flagge der UN den drohenden Genozid. Dili wurde zur Geisterstadt, die Menschen flohen ins Umland. Im Jahr 1996 bekam Jose Ramos-Horta zusammen mit Bischof Ximenes Belo den Friedensnobelpreis.

Eine kleine Randgeschichte: Trotz der Massaker und Gräueltaten der Indonesier hatte es Xanana Gusmão einer der Anführer des Widerstandes, damals geschafft, seine Leute auf sicherem Wege zu informieren und dazu zu bringen, sich in spezielle Zonen zurückzuziehen. Nur so konnten die Australier zwischen Indonesischen Milizen und Timoresischen Rebellen unterscheiden und die „richtigen“ Leute festsetzen. Die Timoresen mussten also zugucken, wie ihr Land brannte, ohne sich wehren zu können, hielten sich aber daran und wurden schließlich ohne Konsequenzen entwaffnet.

Zur Timoresischen Geschichte dann sicher bald mehr, denn der Besuch des Widerstandsmuseums steht noch auf meiner To-Do-Liste. Am Wochenende geht’s aber erstmal ins Hinterland, denn ich habe heute ein Motorrad geliehen bekommen. Juhu!

Dili und Atauro.

Der Flughafen Dili ist, was nationale Hauptflughäfen angeht vermutlich der niedilicheste der Welt. Sind es vier oder doch fünf Flieger am Tag? Auf jeden Fall putzig.

Kurzes Einreiseprozedere, auf zu unseren Partnern bei World Vision. Es sind Gäste geladen und ein kleines Buffet ist aufgebaut, was gut ist, denn das Flugzeugessen war selbst für niedrige Flugzeugessen-Standards wirklich ungenießbar. Kurzes Hotel-Einchecken, zurück zum Office, ein bisschen besprechen. Ich will mir eine Sim-Karte holen, aber heute ist Feiertag und der Laden hat zu.

Das Wetter ist übrigens ein wenig jenseits von Erträglich. Zum Glück weht eine Meeresbrise, die aber die 32 Grad bei hoher Luftfeuchtigkeit nur marginal lindert. Ansonsten ist der Tag ausreichend ereignislos. Ankommen, müde sein. Auf dem Heimweg bei einem Fußballspiel vorbei laufen.

Abendessen beim indonesischen Warung, danach noch ein, zwei Stündchen bei meinen Freunden vom Backpacker-Hostel vorbei gucken. Bett, Jetlag bekämpfen. Nach 2 Stunden aufwachen, 2 Stunden wach liegen, weiterschlafen.

Von allen Ländern, die ich bereist habe, ist Timor-Leste dasjenige, in dem die Leute am offensten gegenüber meiner Kamera sind. Ich schleiche mich an, weil ich ein spannendes Motiv vermute, mache klick und frage dann, ob es okay ist (wenn nicht: löschen). 100% der Zeit (bislang) werde ich gebeten, doch ein Gruppenfoto zu machen und danach zu einem Selfie eingeladen. So auch hier, als ich eigentlich diese Frisurszene fotografieren will

und schließlich gebeten werde, doch für das Smartphone des einen Jungen zu posieren.

Die nächsten Tage sind enorm arbeitsreich und bestehen aus „vom Jetlag fertig sein“, Meetings und „Zeug mit dem Team zuhause organisieren“. Aber die Arbeitswoche ist ja nur kurz und nach einer netten Abschiedsfeier für World-Vision-Volunteer Getulio, der zum Studieren nach Porto geht, schaffe ich nur etwa fünfeinhalb Stunden Schlaf, denn am nächsten Morgen geht es nach Atauro.

Die Insel ist etwa eine Stunde von Dili entfernt, und im Gegensatz zum Januar, habe ich mir dieses Mal eine Strandhütte gemietet und bleibe über Nacht. Ich habe mich ausserdem um Sonnencreme (LSF 50+) gekümmert und trage zum Schnorcheln ein T-Shirt. Noch so einen Sonnenbrand überlebe ich nicht.
Und was soll ich sagen: Alles ist wundervoll. Ich mache drei Schnorchelgänge, einen davon mit Boot, sehe eine unglaubliche Korallenvielfalt

und schaffe es diesmal, nicht von Nemo gebissen zu werden. Dafür kann ich eine Muräne beobachten, wie sie aus ihrer Höhle guckt.

Die Strandhütte ist wie aus dem Klischee-Bilderbuch.

Und kurz vor dem Abendessen erwische ich dann auch noch den Mondaufgang

nebst blauer Stunde. Ein Traum.

Zu abend gibt es gegrillten, am morgen gefangenen Thunfisch nebst Gemüse, gebratener Casssava und ein paar anderen Dingen. Danach spielt eine Band.
Das ist natürlich nichts, worauf man sich eigentlich freut. Touri-Kram und so. Nach dem Abendessen spielt halt irgend so eine Kapelle und immer mehr Beute verziehen sich verschämt ins Bett.

Hier ist das anders. Fünf Jungs aus der Insel geben Timoresische Weisen zum Besten. Und als dann noch eine Frau aufsteht und sagt, sie sei ja 1974 ausgewandert, lebe nun in Australien und ihr Onkel sei zum ersten Mal seit 50 Jahren in Timor und es sei sehr emotional für beide, weil das die Lieder seien, die sie als Kinder immer gesungen haben, kriege ich doch ein bisschen Gänsehaut.

Ich will ja eigentlich die Sterne fotografieren, weil die Lichtverschmutzung hier nahezu null ist. Leider steht da oben aber ein Vollmond. Und so haue ich mich noch ein bisschen in die Hängematte und gehe früh schlafen. Denn am nächsten Morgen muss ich um 7 zum Frühstückt.

Der Grund dafür? Mein erster Tauchgang ever. Auf dem Weg zum Dive Resort begegne ich noch diesem Jungen der einen älteren Mann im Rollstuhl die Straße entlang schiebt.

Dann muss ich Dinge unterschreiben und erhalte ein wenig grundsätzliche Anweisungen. Lerne, wie ich auf- und absteige, was die nötigsten Handzeichen sind und wie ich Panik vermeide. Ich werde an der Ausrüstung eingewiesen und dann geht es los ins Wasser.

Die ersten paar Minuten sind sehr anstrengend. Flaches Wasser, ich kann jederzeit an die Oberfläche, aber das mit dem Atmen ist gar nicht so leid. Ich habe immer so einen leichten Anflug von Panik, bis ich schließlich die Kurve kriege, und die nötigsten Übungen hervorragend absolviere. Und dann geht es hinab, bis auf 12 Meter Tiefe.

Es ist irre. Unbeschreiblich. Leider kann ich hierhin meine GoPro nicht mitnehmen, aber Die Korallen, die man beim Schnorcheln an der Oberfläche zu Gesicht bekommt, sind nur etwa 30% von dem, was insgesamt am Riff so lebt. Wir begegnen unter anderem einem Feuerfisch, der in einer Koralle versteckt lebt, und einer Sternfleckenmuräne. Wir tauchen um allerlei riesige Korallen herum, sehen Nemo und seine Geschwister, wie sie auf ihre Anemonen aufpassen. Porzellanschnecken, Flundern die sich im Sand verstecken, es ist begeisternd. Der Tauchlehrer hat mir vorher erzählt, dass mein Tauchgang mich komplett umhauen wird, wenn ich Schnorcheln mag. Und so ist es. Jetzt muss ich also doch mal überlegen, ob ich mir ein weiteres teures Hobby zulegen will. Nun.

Danach zurück zum Strandhütten-Resort, Mittagessen, nochmal ein Stündchen in der Hängematte dösen und mit dem Schiff zurück nach Dili.

Angekommen erwischt mich ein Anflug von Heimweh, aber da komm ich schon drüber hinweg. Auch wenn ich weiss: Ich komme erst in vier Wochen zurück nach Hause und da wirds noch den ein oder anderen Moment geben, der ganz schön hart für mich wird. Aber Wochenenden wie dieses, machen das allemal wett.

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Das gute an Melatonin ist, dass man selbst in einer völlig unterschiedlichen Zeitzone zielgenau 30 Minuten nach Einnahme einschlafen kann. Das schlechte: Es verhindert nicht, dass man fünf Stunden später wieder aufwacht.

Und so beginnt mein erster Morgen in Südostasien um 3:45.

Dreieinhalb Wochen werde ich hier verbringen. Dazu noch ein paar Tage in der Luft.

Der Reiseplan dieses Mal: Wieder nach Timor-Leste. Dort so lange bleiben, bis alle Arbeit erledigt ist. Mit etwas Glück habe ich dann noch eine Woche, um Indonesien zu erkunden. Da mein letzter Ausflug in diese Gefilde im Krankenhaus geendet ist, bin ich dieses Mal deutlich besser vorbereitet. Vermutlich zu gut. Moskitonetz (mit Klebehaken für die Decke), Malaria-Prophylaxe für 30 Tage. Mittel gegen jede Art von Magenbeschwerden, verschiedene Mineralien und noch mehr Nahrungsergänzungsmittel. Melatonin zum einschlafen und Modafinil zum wachbleiben (beides gegen Jetlag). Insektenspray für die Haut (DEET) und für die Kleidung (Permethrin). Pflaster und Jodsalbe. (Letztere gab es letztes Mal nicht in der Apotheke und ich musste stattdessen eine Antibiotika-Kortison-Creme kaufen…). Sonnencreme sowieso, nochmal verbrenne ich mir nicht den gesamten Rücken, wie im Januar als ich dummerweise 2 Stunden ungeschützt schnorcheln war.

Die ersten 18 Stunden habe ich bereits hinter mich gebracht. Von Tegel über Amsterdam, dann auftanken in Singapur und schließlich lande ich in Denpasar, Bali. 12 Stunden Zwischenstopp.

Meinen ersten Drama-Moment habe ich allerdings schon am Flughafen Amsterdam. Ich bin gerade aus dem Flieger von Berlin raus, da fällt mir ein, dass ich meinen Kindle zurückgelassen habe. Der ist gerade mal sieben Monate alt, denn das gleiche war mir schon auf dem Rückflug aus Bangkok im Februar passiert. Aber noch ärgerlicher: die nächsten vier Wochen keinerlei Möglichkeit, ein Buch zu lesen! Nach einer kleinen Odyssee über mehrere Stationen können die netten Menschen vom KLM-Lost-And-Found mir dann aber helfen. Glück gehabt!

Der nächste Fuckup: Beim Simkartenwechseln ist irgendwie meine timoresische SIM abhanden gekommen. Immerhin nicht die Deutsche. Wer mich übrigens auf dieser anrufen möchte: Keine Chance solange ich in Timor bin, es gibt keinerlei Roaming-Abkommen.

Am Flughafen Denpasar angekommen, komme ich dieses Mal erstaunlich unaufgeregt durch die Passkontrolle. Letztes Mal war das irgendwie mit mehr Fragen und Nerverei verbunden. Heute guckt die Schalterbeamtin kaum auf meinen Pass bevor sie ihren Stempel reindrückt.

Nachdem ich eine halbe Ewigkeit auf meinen Koffer warten muss (mit zwei Mal Alarmsirene weil das Förderband hängt), tappe ich fast in die nächste Dummheit: Der Geldautomat gibt erst das Geld und dann erst auf ein „OK“-Drücken hin die Karte aus. Zum Glück weist mich ein Security-Mann darauf hin, sonst hätte ich nun eine Kreditkarte weniger.

Das Hotel am Flughafen ist außerordentlich nah, der Weg dahin dauert aber länger, weil man slalom um die aufdringlichen Taxifahrer laufen muss. Aber nett dort. Familienbetrieb mit sehr netter Betreiberin, sauberes Zimmer, keine 15 Euro die Nacht, 5 Minuten Fußweg und leise. Wirklich erstaunlich leise. Flugzeuge sind keine zu hören, dafür morgens dann etwas Hahnengekrähe.

Einchecken, noch fix was essen gehen (unaufregendes Nasi Campur). Der Strand sind auch nur ein paar hundert Meter. Also spaziere ich noch kurz dort hin und begegne auf dem Weg diesem Israel-Liebenden Waschsalon, der mich ein wenig ratlos zurücklässt.

2mg Melatonin, einschlafen. Nach fünf Stunden aufwachen, noch weitere zwei im Bett rumlümmeln. Modafinil zum Aufwachen (Hey, das ist eine Ausnahmesituation. Keinerlei Grund zur Sorge über meinen Substanzgebrauch!), danach ein bisschen Sport. Um 6:30 gehe ich Frühstück suchen und werde bei einem größeren Hotel fündig, das Buffet anbietet, das aufgrund seiner Zusammenstellung erwähnenswert ist:

  • Obst: Melone und andere Melone, sowie Obstsalat mit großem Melonenanteil.
  • Salat zum selbst zusammenstellen.
  • Rührei: Größtenteils (oder ganz?) aus Eiweiß.
  • Reis, Reis mit Gemüse, Mie Goreng (Nudeln mit Gemüse), Schweinefleisch in Sauce.
  • Toast mit Butter und Marmelade.
  • „Indonesische Smoothies“, die vor allem aus Nektar bestehen und dementsprechend arg Wasser/Zuckerhaltig schmecken
  • Reisbrei mit Dingen zum selber draufstreuen: Frühlingszwiebeln, Röstzwiebeln, trockene Hühnerfleischfetzen.
  • Eine Suppe, die ich leider nicht probiert habe.

 

Eine gute Mischung aus „Fuck yeah, lecker!“ und „Wtf?“, vor allem aber massiv untersalzen, alles. Doppelte Ironie dass ich dann auf dem Weg zurück zum Hotel im Mini-Supermarkt diese Limo entdecke. Und mich fragte, warum sie existiert.

Ansonsten bin ich etwas enttäuscht, dass von hier aus kein Bus fährt.

 

Und dann geht es auch schon los zum Flughafen. Die Taxi-Drängler von gestern nicken mir heute freundlich zu, schließlich bin ich ja auf dem Weg hinein und nicht heraus. Checkin geht schnell und problemlos, auch das war letztes Mal, sofern ich mich richtig erinnere, etwas nerviger und so bin ich zwei Stunden vor Abflug bei den Gates.

Ich hole mir noch einen Kaffee und setze mich in die wohl schönste Flughafen-Raucherlounge die ich kenne. Ich bin ja nun wahrlich nicht glücklich über meine Nikotinsucht, aber hier lässt sie sich wenigstens ganz gut aushalten.

Ich schnorre mir vom Menschen der für das Saubermachen zuständig ist, Feuer. Er fragt mich, woher ich komme, ich sage Deutschland und er fragt ob ich zwei Euromünzen gegen Rupiah tauschen möchte. Natürlich, und zum wohl freiwillig unvorteilhaftesten Tauschkurs des Jahres.

Ich browse noch etwas im Internet und bemerke, dass hier im WLAN überall Reddit gesperrt ist. Mobil geht’s aber. Entweder die Zensurpolitik ist besonders seltsam oder mein Handyvertrag (Google Fi) macht da irgendwas besonderes per VPN oder so.

Und dann geht es auch schon ab nach Dili. Mein Sitznachbar im Flugzeug bekreuztigt sich, dabei bin ich in der einen Airline auf dieser Strecke unterwegs, die nicht wegen Sicherheitsbedenken von der EU auf die schwarze Liste gesetzt wurde.

Ost-Timor Tag 5, 6, 7 – Feldforschung in Aileu

Merke: dein in Deutschland anerzogener Hang, halbwegs pünktlich zu sein bedeutet hier: „Du idiot, hättest auch noch ne Stunde länger pennen können!“
Wir sind um 7 verabredet, kurz vor 8 fahren wir los, denn heute geht es nach Aileu.
Aileu ist etwa zwei Stunden südlich von der Hauptstadt Dili in den Bergen und sowohl der Name des zweitkleinsten Distrikts in Osttimor als auch der dortigen Stadt die in dichter bevölkerten Orten der Welt kaum als Dorf durchgehen würde.
Unsere Mission? Nun, meine Firma baut ein digitales Bezahlsystem, das speziell für Gegenden konzipiert ist, in denen die Menschen keinen Zugang zum Bankensystem haben und eine Internetverbindung nicht ständig vorhanden ist. Zwar hat Osttimor mittlerweile eine sehr gute Mobilfunk- und Strom-Abdeckung aber Stromausfälle, Regen und so weiter garantieren, dass „ständige Internetverbindung“ ein eher schwieriges Thema ist.
Wir haben das Produkt in einem testbaren Zustand fertiggebaut und uns mit World Vision verpartnert, um gemeinsam ein solches Bezahlsystem für das ganze Land aufzubauen. Derzeit suchen wir nach Finanzierung für das Projekt, sowohl von lokalen Partnern als auch Hilfsorganisationen und vielleicht sogar dem Staat. Aber meine Aufgabe als Produktverantwortlicher ist es nicht, die Verhandlungen zu führen, sondern sicher zu stellen, dass das Projekt vor Ort dann auch verstanden und akzeptiert wird.
Wir haben unseren Prototypen mit einem gewissen Grundverständnis von Gesellschaften in Entwicklungsländern (zum Beispiel eine niedrige Alphabetisierungsrate, niedriger Technologisierungsgrad, schlechte gesundheitliche Versorgung die zum Beispiel zu Augenproblemen bei älteren Menschen führt oder auch dazu dass längst nicht alle, die eine Brille bräuchten, diese auch haben). Aber es ist eben unmöglich ein Produkt zu bauen, wenn man nicht weiss, wo man es zu erst einsetzen will. Wenn ich in Deutschland eine Geschäftsidee habe, dann sind solch Themen wie „Zielgruppe“ ziemlich klar abgrenzbar. Hier ist es halt „Alle Menschen die eigenes Geld haben“. Wenn ich in Deutschland meine Zielgruppe zum Beispiel auf „25-40 jährige Akademiker*innen“ eingegrenzt habe, dann suche ich mir davon einen Haufen zusammen und spreche mit ihnen über Dinge, die für mein Produkt relevant sind, zeige ihnen vielleicht Prototypen im frühen Stadium, beziehe sie im weiteren Verlauf der Entwicklung mit ein und schneidere schließlich ein Marketing-Konzept auf diese Leute zu.
Wir wussten aber nicht, ob unser erstes Projekt in Ost-Timor, auf den Fiji-Inseln oder in Flüchtlingslagern in der Südtürkei sein würde. Oder wo ganz anders. Und so blieben uns eben die Annahmen.
Und eine Reise um die halbe Welt, um jetzt wo wir – funding vorausgesetzt – einen Zielmarkt haben, das Produkt entsprechend anpassen zu können.
Von Dili aus geht es zuerst an den Stadtrand im Westen, wo gerade eine neue Brücke gebaut wird. Wir wissen es nicht genau, aber als 1999 die Indonesische Besatzungsmacht abzog, zerstörte sie so viel Infrastruktur wie ihr noch in die Hände fiel und es ist gut möglich, dass diese Brücke nun zu den „wiederaufbauten“ gehört.
Danach in die Berge. Auf einer Straße, die derzeit (ich weiß nicht wie lange) noch konstruiert wird. Mein Sonnenbverbrannter Rücken vom Sonntag wird zu einem minderschweren Problem, denn „Unbefestigte Straße“ bedeutet Schlaglöcher, riesige Pfützen und die Überquerung von Bächen und Flüssen. Selbst mit einem Allrad-Pickup alles andere als Spaß jedes Mal, wenn ich herumgeworfen werde.

Bild ist eigentlich von der Rückfahrt aber da ist nicht viel Unterschied

Wir passieren einen Wasserfall und mehrere Hütten von den Arbeitern, die quasi ohne schweres Gerät zunächst die Randbefestigung der Straße in Beton gießen.

Wasserfall

Es dauert alles viel zu lange und unser Plan, schon am Morgen mit Interviews zu beginnen schwindet dahin, aber schließlich kommen wir im Feldbüro von World Vision an, werden gebrieft und bekommen frittierte Bananen gereicht.
Inzwischen bin ich froh über alles Essen von Leuten, denen ich vertrauen kann. Die letzten Tage und ein paar Horrorstories über Gesundheit und Lebensmittelsicherheit haben mich ein wenig Paranoid gemacht. Drum bin ich ebenso froh dass wir unser Mittagessen die nächsten Tage von einem sozialen Projekt hier beziehen werden, die lauter jugendliche und junge Erwachsene ausbilden und gemeinsam genähte Dinge (Taschen und so) produzieren und verkaufen.
Wir lassen uns das Projekt von der Leiterin zeigen und es ist beeindruckend, wie sie und ihr Mann (beide Brasilianisch) das mehr oder weniger von null und alleine aufgezogen haben. An eine große Hilfsorganisation sind sie nicht angebunden und mittlerweile versuchen sie, komplett nachhaltig zu wirtschaften.
Wir checken im Hotel ein und fahren über noch mehr unbefestigte Straße und durch einen weiteren Fluss in ein Dorf namens Faheria, wo wir in einem kargen Raum unter Wellblechdach unser Büro für den Tag aufsetzen.

Unser „Bürogebäude“

Das Ziel: Einzelinterviews mit Menschen, die von der Subsistenzlandwirtschaft leben. So wollen wir herausfinden, wie wir Vertrauen in unser System schaffen können, angefangen beim Design der App bis hin zur Vermittlung ihrer Funktionen und dem „ins Boot holen“ der Bevölkerung. Wir beginnen mit einer Reihe von allgemeinen Fragen („Wie heisst du, wie alt bist du, was ist dein Beruf“), einige Fragen zu ihrem Umgang mit Geld („Was ist dein Einkommen, woher bekommst du Geld, für was gibst du Geld aus, für wen bist du finanziell verantwortlich, wem gibst du Geld, hast du ein Bankkonto, wofür nutzt du die Bank“) und schließlich einige Fragen zum Umgang mit Technologie („Was für Technik benutzt du regelmäßig, mit wem kommunizierst du mittels Technik?“)

Interviewsituation

Danach wollen wir den Proband*innen unsere App zum Erforschen in die Hand geben und schließlich herausfinden, wie schwierig es für sie ist, das Konzept von „Smartcard an ein Smartphone halten und damit bezahlen“ zu begreifen.
Das ist alles nicht sonderlich einfach und fängt damit an, dass die Leute hier Tetum sprechen, also eine der Nationalsprachen, und wir alles mittels Übersetzer machen müssen, dessen Englischkenntnisse lediglich „ausreichend“ sind. (Die App hatten wir vorher in Tetum lokalisiert aber auch das war mangels Erfahrung des Übersetzers ein bisschen holprig)
Aber auch die Fragerei selbst kommt so an ihre Grenzen. Unser Eindruck ist, dass es eben ein kulturelles Verständnis für „Marktforschung“ und „Interviews“ geben muss, um sich auf eine solche Situation richtig einzulassen. Die Fragen nach den Lebensumständen lassen sich nur durch zigmaliges Nachfragen befriedigend beantworten („Mit wem lebst du?“ – „Mit meinem Mann“ – „Und habt ihr Kinder?“ – „Ja vier“ – „Ok wie alt sind sie?“ – „3,6 8 und 9“ – „Und wer lebst sonst noch in deinem Haus?“ – „Meine Eltern“ – „Hast du Geschwister?“ – „Ja drei“ – „Und leben die auch noch hier?“ – „Ja die leben auch in unserem Haus“ – „Und haben die Kinder?“…), die Fragen zur Technik scheitern Mangels Verständnis, was ein Smartphone eigentlich ist. Und so fragen wir etwa konkret, ob sie Facebook auf ihrem Telefon nutzen können.
Facebook wiederum hat auch diesen Teil der Welt erwischt. Angeblich 400.000 aktive User bei 1.2 Mio Bevölkerung.
Die Interviews laufen gut. Viel Input, wir stellen fest, dass unsere grundsätzliche Funktionalität nicht in Frage gestellt wird, sehr wohl aber Design-Entscheidungen im Detail und das vor allem implizit, denn für „Warum ist X so und so“ ist man natürlich viel zu weit Weg davon, überhaupt ein Verständnis für den Begriff „Design“ zu haben.
Nebenbei bemerkt: Ja, es ist alles ungefähr genau so wie man es sich auf den Bildern vorstellt. Wir müssen zwischendurch unseren Proviant davor bewahren dass eine Ratte dran knabbert und irgendwann kommt ein Huhn zur Tür reingesprungen.
Eine der Pausen nutzen wir, um frische Mango vom Baum zu pflücken und was soll ich sagen, ich hatte ja schon das, was ich 2014 in Vietnam essen durfte, für das Ende der Fahnenstange gehalten und muss feststellen, dass ich da falsch lag. Zwischen dieser Mango und denen, die es in Deutschland gibt, das kann man nicht mehr „Unterschied“ nennen, das sind zwei verschiedene Welten.

Keine Mango aber hier wächst eine Ananas heran

Zurück zur Arbeit: sechs Interviews an einem Tag sind genug, auch für Jaime unseren Übersetzer und zudem droht Regen und damit Springflut an dem Fluss den wir noch überqueren müssen.

Also zurück ins Hotel, das von einem Chinesen betrieben wird. Ich kann ja viel nachvollziehen hier. Zum Beispiel dass es keine Klimaanlage gibt, oder dass generell alles etwas spartanisch ist (wenn auch gleich in diesem Billig-Luxus-Chic mit gold-bemaltem Plastik). Aber warum die Bettdecke so dick sein muss, dass sie mir selbst in Hamburg zu warm wäre? Wir sind zwar auf 950 Metern, aber…
Immerhin habe ich mit Insektenspray mein Zimmer halbwegs totgekriegt und so lege ich mich nach Abendessen und „Erste Eindrücke an die Kolleg*innen schicken“ ins Bett, nur um von Hundegebell und anderem Lärm wachgehalten zu werden.

Die Nacht ist unruhig weil nicht gerade leise. Wir schlafen zur Hauptstraße hinaus und am nächsten Morgen ist Markt, der mit viel Geschrei beginnt.
Den besuchen wir dann auch nach dem Frühstück um uns anzusehen, wie viele kleine Subsistenzfarmer*innen Gemüse und Obst verkaufen.

Markttag

Manchmal auch Tabak oder Betelnuss, das hier zusammen mit Löschkalk und Senf gekaut wird.

Tabakhändler
Betelnuss-Käuferin

Der Kalk verursacht kleine Wunden im Mund, so dass die Betelnuss besser in die Blutbahn gelangt. Die Droge wirkt leicht euphorisierend sowie betäubend und hilft wohl auch gegen den Hunger. Ausserdem macht sie einen äußerst roten Mund, als ob die Leute einen Lippenstift zerkaut hätten.

Überall auf dem Boden findet man rote Flecken wo das Zeug wieder ausgespuckt wurde.
Tabak wird hier in großen Mengen verkauft, hier und da lebende Tiere (Ziegen und Hühner) und im Inneren des Marketes gibt es Klamotten, die sehr stark nach Kleiderspende aussehen.
Wir schauen uns um, beobachten und fotografieren ein bisschen, die meisten Leute hier freuen sich total, von mir abgelichtet zu werden

und eine Frau fragt nach einem Ausdruck, den ich mangels Zeit leider nicht erstellen kann.
Dann geht es weiter zum nächsten Projekt, auch hier wieder Interviews. Nach einiger Zeit kommen wir zum Schluss, dass nicht mehr viel Erkenntnis gewonnen werden kann. Die Sprachbarriere ist zu hoch, um wirklich tief einzusteigen, oft haben wir das Gefühl, trotz Bitten um Ehrlichkeit nur gesagt zu bekommen, was wir vermeintlich hören wollen und so stellen wir zum Schluss die Interviewsituation noch einmal um und experimentieren mit einem Gruppenszenario. Das hat immerhin zur Folge dass ein alter Mann, ziemlich offensichtlich Kriegsveteran, die ganze Zeit nur fragt, wie wir Raub und Diebstahl verhindern wollen. Er hat wohl einiges mitgemacht.
Der Abend klingt in oben benanntem Projekt aus, beziehungsweise beim Brasilianischen Ehepaar, das das Projekt leitet. Großes Abendessen bei sehr überzeugten Christen zuhause, ein bisschen Diskussion über Religion (ich werde für meinen Atheismus eher bemitleidet) und Tischgebet inklusive. Ist aber alles nett und das Essen ist direkt aus dem Garten und dementsprechend sensationell lecker. Auch die Aussicht von hier ist toll.


Wirklich kurios wird es, als wir zurück kommen. Das Hotel ist im Obergeschoss (siehe Bild), zu dem eine Treppe führt. Die Tür an der Straße ist aber abgeschlossen. Als wir ankommen, guckt ein Mensch (der Betreiber?) aus dem Holzverschlag über der Tür, klettert die Leiter hinunter und balanciert über die Mauer. Springt auf die Treppe, öffnet die Tür von innen und entschwindet über die Leiter in sein Kabuff.

Unser Hotel.

Der nächste Tag ist fast Ereignisarm. Noch zwei Interviews, eine kurze Flußüberquerung auf dem Weg dorthin udn dann kurz Mittagessen bei den Brasilianern und schleunigst zurück nach Dili. Die Straße ist noch matschiger als auf dem Hinweg, aber immerhin haben wir die andere Route nicht genommen, dort stecken mehrere Wagen nach Erdrutsch fest.

Nochmals Flußüberquerung

In Dili dann ein Meeting beim UN-Entwicklungsprojekt, in dem wir gleich ein paar Ergebnisse vorstellen dürfen. Danach: Hotel, ausruhen, früh ins Bett. Ich bin geschafft.

Ost-Timor Tag 3 und 4

Auf Malaria haben sie mich vorbereitet, auf Dengue. Auf Parasiten, die Durchfall verursachen, Lebensmittelsicherheit, gegen Tollwut und Hepatitis geimpft.
Und dann schnorchele ich für zwei Stunden und verbrenne mir den Rücken, dass ein Hummer neidisch würde.
Kaum zwei Stunden Schlaf, wegen des tollen Kaffees gestern. Nach längerem hin und her entscheide ich, zum Pier zu gehen, und die Fähre nach Atauro zu nehmen, einer Ost-Timor vorgelagerten Insel.

Atauro

 

Atauro

Der einzige andere Weiße auf der Fähre? Ein Deutscher, der für die GIZ arbeitet und hier zwei Wochen auf Besuch ist. Wir unterhalten uns über die Gesamtsituation und ich erfahre neben vieler anderer Dinge, dass hier im Hafen gerade drei chinesische Schiffe liegen, die beschlagnahmt wurden, nachdem Sea Shepherd sie der Wilderei überführen konnte. 10km lange Schleppnetze (legal sind 2.5km), Haifang, Schildkröten, schlimm. Die philippinische Besatzung harrt seit drei Monaten auf den Schiffen aus, kein Geld um heimzukommen und ohnehin unklar, ob sie angeklagt wird, die Kapitäne sind angeblich hinter Gittern. Die Hostelbetreiberin erzählt mir später, dass die Leute sehr wussten, was sie da tun, auch die einfache Crew, und deshalb keinerlei Mitleid verdient haben. Wer mehr dazu lesen will: hier.

Wir haben nur knappe fünf Stunden in Atauro und es ist Sonntag, also kein Fischerboot, das uns herumfahren kann. Also direkt am Pier schnorcheln, was fantastisch genug ist.
Für mich ist es ja das erste Mal überhaupt, dass ich schnorchle. Und schon bevor wir überhaupt ins Wasser gehen die erste Entdeckung: eine Seeschlange, zu Deutsch „Nattern-Plattschwanz„, Baby-Edition einen Meter vom Ufer entfernt. GoPro ins Wasser gehalten und gefilmt, immer schön vorsichtig, denn die Viecher sind äußerst giftig. Am Ende hat das Tier aber mehr Angst vor uns als umgekehrt und gräbt sich in ein Loch im Boden.

Nattern-Plattschwanz

Die nächsten zwei Stunden hole ich mir den ausgiebigsten Sonnenbrand meines Lebens, während ich Korallen in allen Formen und Farben erforsche.

Korallen

Es ist wundervoll und vielleicht will ich doch irgendwann nochmal einen Tauchschein machen. „Du denkst hier sei es Toll? Geh mal dort rüber“ ruft mir eine Australierin vom nahe gelegenen Pier zu, und dort ist es tatsächlich noch einmal spektakulärer. Ich begegne drei Clownfischen, kein Nemo sondern ein „Orange Fin Anemonefish“, süße kleine Dinger die es wirklich überhaupt nicht einsehen, dass ich in ihrem Revier herumschwimme.

 

Und während ich mich noch wundere, warum die Tiere nicht scheu sind, beißt mich eines davon schon in den Finger.
Zum Mittagessen zurück zum „Dive Resort“, einer kleinen Hüttenansammlung wo sich zwei Dutzend Tourist*innen tummeln, danach kommt die Flut herein und das Wasser ist zu trübe, um noch einmal raus zu gehen. Schade, denn nun scheint auch die Sonne, was die Sicht natürlich noch einmal deutlich verbessern würde!
Im Nachhinein bin ich natürlich darüber heilfroh, sonst hätte ich vermutlich den Tag mit Verbrennungen zweiten Grades beendet.
Der Deutsche Begleiter und ich trinken zwei Bier und unterhalten uns, schließlich warten wir eine dreiviertelstunde auf die Fähre („Die Fähre geht um drei aber seid um zwei da weil manchmal fährt sie einfach unangekündigt früher los!“). Der Seegang ist stark aber irgendwann landen wir wieder in Dili an, wo wir in kleinen Nussschalen an Land gebracht werden.
Der Sonnenbrand ist inzwischen wirklich schlimm, aber dem Rat der Rezeptionistin, in die Klinik zu fahren, will ich dann doch nicht folgen. Im Backpacker-Hostel ist die Antwort einfacher, ein netter Schotte der hier schon lange lebt, führt mich zu einer Aloe-Pflanze ums Eck. Das hilft ein bisschen, zusätzlich kaufe ich im Supermarkt Kokosöl. Insgesamt hat man aber viel Mitleid mit mir und schließlich legt mir Kym, die Australische Betreiberin, ein eiskaltes Handtuch um die Schultern.
Um zehn nach Hause, dort das nasse Handtuch noch zwei Mal in die Gefriertruhe geworfen und eine wirklich unruhige und schmerzhafte Nacht.

Der Montag wäre fast ereignislos verlaufen, hätte ich während zwei Meetings eine entzündete Wunde an der Ferse entdeckt, deren Herkunft unklar ist. „Kann alles sein, aufpassen vor Parasiten und Korallen-Schnitten“, also doch in die Klinik. Die hat der Malteser-Orden erst kürzlich eröffnet und das Geschäftsmodell sagt mir durchaus zu: Konsultation für Ausländer 50 Dollar, für Timores*innen kostenlos.
Sieht alles nicht allzu schlimm aus, man drückt mir Paracetamol in die Hand und desinfiziert die Wunde mit Jod. Danach ein Meeting im Hotel nebenan und Einkaufen für morgen.
Es ist nämlich so: Wir wissen nicht genau, wie die Nahrungssituation im Feld so aussieht. Wie ist es mit Frühstück? Mittagessen? Abend? Also kaufen wir, was man eben so mitnehmen kann in einem Land wo es warm und feucht ist und Kühlschränke zum absoluten Luxus gehören: Kekse, Chips, abgepacktes Brot, Erdnussbutter, Cracker, H-Milch und Cornflakes. Mein Blutzuckerspiegel tanzt vor Freude.
Weil die Schmerzen in der Ferse nicht besser werden, fahre ich zur Apotheke. Denen ist die Jodsalbe ausgegangen, aber sie haben noch einen Mix aus Cortison und Antibiotika im Angebot. Nach kurzer Rücksprache mit einem alten Schulfreund/Jetzt Arzt nehme ich das.

Rest des Abends: Pommes, weil ich mir mit all dem anderen Scheiss nicht auch noch den Magen gefährden will, Packen, Bett. 7 Uhr abfahrt ins Feld.

 

(P.S: Das Leben der Menschen hier, die Politik, alles, verdient einen ganz eigenen Eintrag, an dem ich parallel etwas schreibe.)

Ost-Timor Tag 1 und 2

Reisen kann anstrengend sein. Das merkt man dann irgendwann, wenn man glaubt, sich haufenweise Parmesan auf die Pasta geladen zu haben, um dann festzustellen, dass es sich dabei um Salz handelt.
Aber von vorn: Ich habe nur knapp sechs Stunden Schlaf, springe aus dem Bett und komme gerade aus der Dusche als der Hotelmensch klopft. Fahrer ist da! Ich beeile mich beim packen, eile zur Rezeption, bezahle Zimmer und Taxi und springe in letzteres. Der Hotelmensch kommt hinterher gehechtet, wo denn eigentlich mein Schlüssel sei? Hektisches Suchen, ich packe meinen dicht gestopften Rucksack um, nix. Dann Entwarnung, war doch in meinem Zimmer.
Auf zum Flughafen, ist ja noch genug Zeit, nicht zuletzt, weil ich ja schon online eingecheckt habe. Das wiederum hilft nicht allzu viel, denn mein Online-Ticket gefällt der Security nicht und ich muss zum Schalter, um mir eines ausdrucken zu lassen.
Überhaupt ist die Bürokratie, oder Security, hier höher als im Mutterland der Paranoia (ich meine das Land in dem ein Orang-Utan regiert, hier leben die ja nur). Hier werden dir Feuerzeuge abgenommen, beim Flug nach Australien auch wirklich jedes Handgepäckstück nochmal extra durchsucht und sogar die im Sicherheitsbereich gekauften Wasserflaschen weggenommen und irgendwie fühlt sich vor allem morgens um halb 8 alles übertrieben an.
Irgendwann sitze ich im Flieger und schlafe so halb ein, als ich von meinem Sitznachbar geweckt werde, denn es wird ja Essen serviert. Kann man sowas noch als „andere Länder andere Sitten“? Ich bin auf jeden Fall etwas fassungslos, wegen Airline-Essen geweckt worden zu sein.
Der Landeanflug auf Dili ist wunderschön und das Wetter ebenso. Wie sich später herausstellt, gab es kürzlich südlich von Ost-Timor einen Zyklon, der den ganzen Regen weggesaugt hat. Vom Flugzeug aus sieht man aber auch, wie riesige Flüsse das Land zerpflügen.

Landeanflug auf Dili
Landeanflug auf Dili
Landeanflug auf Dili, man beachte die durch die Regenzeit gewachsenen Flüsse.

Ich werde vom WorldVision-Fahrer abgeholt, wir fahren ins Hotel, danach kurz was essen (Frittiertes Hühnchen mit lauwarmem Gemüse was irgendwas aus einem Teil der Bananenstaude ist und so ein bisschen die Konsistenz von Artischockenherz hat), danach ins Büro, Sicherheitsbelehrung. Nachts nach Acht nicht durch die Straßen laufen, schön vor Malaria und Dengue vorbeugen und kein Leitungswasser trinken.
Kurz ins Hotel, Reisepass geholt, damit Sim-Karte gekauft und zum ersten Mal richtig Internet an diesem Tag. Nochmal ein Meeting, dann Freizeit.
Ich möchte herausfinden, was ich denn an meinem freien Wochenende so tun kann und gehe um die Ecke zu einem der wenigen Backpacker-Hostels hier. Das wird von einer Australierin betrieben, die seit 1999 hier ist, wo sie als Beobachterin für das Unabhängigkeitsreferendum eingesetzt war.
Ein kurzer Exkurs in die Geschichte des Landes folgt in den nächsten Tagen, das ist ein ganz eigener Post.

Wir unterhalten uns etwa zwei Stunden, während wir Popcorn mampfen und Wasser trinken. Über die Geschichte, über
die Gegenwart, über die Zukunft, Tourismus, Wirtschaft und Politik.
Was ich am Wochenende machen kann? Alles ist unfassbar teuer. Und ich meine nicht „für Südostasien-Verhältnisse“, sondern ich meine „teilweise selbst für Deutschland“.

Indonesisches Bier, 0.33 in der Bar: 4 Dollar.

Hotel: 70 Dollar für etwas, das in Deutschland nicht als Absteige durchgehen würde.

Zweitagestrip auf den höchsten Berg des Landes mit Übernachtung und so? 450 Dollar. (Gut, da könnte man sich den großteil Teilen aber dazu bräuchte man Leute die da Bock drauf haben).
Weitere Preise: Motorrad mieten pro Tag 25 Dollar, Pizza 15 Dollar, Fähre zur Insel 15 Dollar, lokales Essen preiswert aber davon ist aus gesundheitlichen Gründen (komische Parasiten, die Durchfall verursachen) größtenteils abzuraten, wobei ich inzwischen einen Laden weiß, der wohl ganz ok ist.
Plan also: Ausschlafen, zum Strand, rumhängen, nixtun und am Sonntag auf eine nahe gelegene Insel. Die Fähre braucht etwa anderthalb Stunden.

Dann kurz zum Laden, Wasser kaufen und meinen Kontakt hier treffen, der für seine Freundin eine Abschiedsparty organisiert hat. Die wiederum fliegt morgen zurück, obwohl sie eigentlich Montag wollte. Aber ihr Reisepass wurde samt Handtasche geraubt und Indonesien akzeptiert keine vorläufigen Pässe (siehe oben, die haben’s mit der strengen Bürokratie). Also muss sie über Singapur fliegen und der Flug geht nur zwei Mal die Woche.
Wir treffen uns in einer Dachbar am örtlichen Einkaufszentrum, da ist Happy Hour und die halbe Expat-Community ist am Start. Und so begegnet man unter anderem dem anderen Betreiber eines der wenigen örtlichen Hostels, oder auch dem brasilianischen Botschafter.
Wir trinken Bier, unterhalten uns, und irgendwann gehen wir Essen. Eigentlich wollte ich in Asien ja kein westliches Essen zu mir nehmen aber hier ist das alles andere als einfach, zumal jetzt schon alles zu hat und die Expats Pizza wollen. Also zur „Osteria Italiana“ (wie soll man so einen Laden hier auch sonst nennen) und Essen bestellen. Die Osteria ist ein wenig überfordert, meine Pizza kommt nicht oder wurde von jemand anderem in Anspruch genommen, das wird zu spät bemerkt, dann ist der Teig schon alle. Also kriege ich Spaghetti und den Rest der Geschichte habe ich als Einleitung geschrieben.
Das wiederum ist ein gutes Zeichen für mich, ins Bett zu gehen.

Der nächste Tag beginnt langsam. Ich werde zweimal von der Dame geweckt, die mein Zimmer putzen möchte, stehe schließlich um 14 Uhr auf und laufe zu einem Café um die Ecke, das – und ich meine das ernst – den besten Kaffee der Welt serviert. Die Qualität ist trotz einer Kaffeemaschine, die nur Mittelmaß ist, mindestens genauso gut wie die hippen Läden in Berlin oder Hamburg, eher besser. Der Wahnsinn. Ich mache mir fortan Gedanken, wie viel Kilo ich wohl irgendwo noch in Gepäck und Hosentaschen unterbringen kann.
Im Café lerne ich Robert kennen, ein Australier, der früher mal Journalist war und seit einigen Jahren hier seinen Ruhestand verbringt. Faszinierender Kerl. War im Vietnamkrieg (vier Wochen auf „intelligence Gathering mission“), war 1989 als Reporter beim Tiananmen-Massakker, hat danach Discotheken betrieben und als Bush-Taxi-Fahrer gearbeitet, während er lokale Politiker beraten hat. Schließlich kam er als Policy Advisor für eine Ministerin nach Osttimor und blieb dort.
Wir unterhalten uns mehrere Stunden über alles, vor allem die Situation des Landes, gehen dann beim Indonesier essen und hängen dort schließlich herum, als es anfängt zu sintflutartig zu Regnen. Roberts Timoresische Tochter entscheidet schließlich durch den Regen zum Backpacker-Hostel von gestern zu rennen und uns Regenjacken zu holen, und so landen wir schließlich auch dort.

Robert und ich.

Schließlich bleibe ich dort den ganzen Abend, nachdem ein italienischer Gast für alle Pasta gekocht hat und der Regen vier Stunden lang auf vollen Touren läuft. Nette Gruppe hier, eine Mischung aus Reisenden, freiwilligen und hier lebenden Expats, ein Israeli, ein paar Australierinnen, ein Schotte, zwei Italiener…
Dank Regen ist damit auch mein Plan, zum Sonnenuntergang auf den Berg mit der Christusstatue zu wandern und ein bisschen am Strand abzuhängen erstmal abgesagt. Mach ich aber noch.
Nett aber auch nicht allzu berichtenswert. Und damit gehe ich dann früh ins Bett, denn morgen heißt es, um 6:30 Uhr aufzustehen und zur Fähre.

Mehr Fotos gibt es nicht. Ich habe mich nur maximal von zwei Blocks von meinem Hotel weg bewegt und hier ist es eher trostlos.

Die Gegend vor meinem Hotel

Immerhin war ich als großer weißer Mann faszinierend genug für einen Timoresen, der ein Selfie mit mir wollte.

44 Stunden Bali

Bali, keine Fotos (Nein, wirklich. Ich hatte zwar die Kamera dabei aber bis auf das Essen, das nicht ausreichend zeigenswert ist, habe ich nichts fotografiert, was diesen Post irgendwie schöner machen würde. )

Viel gesehen habe ich nicht, war ja auch nur knappe 44 Stunden da.

Der Flug geht spät los, es gewittert in Don Mueang, dem Airport der früher mal Bangkoks-Hauptflughafen war. Dann wurde Suvnarnabhumi aufgemacht und übernahm das Kürzel BKK. Nach einem Jahr wurde Don Mueang dann renoviert und als DMK wieder aufgemacht. Der Flughafen ist trotzdem noch uralt und man sieht ihm den Mief vieler Jahrzehnte an. Einer der ältesten Flughäfen der Welt, mief an allen Ecken.

Gewitter, das ist neu in Thailand, zumindest im Januar. Dass es neuerdings in der Trockenzeit regnet (und im Süden auch überflutungen gibt wie letztes Jahr) kann man getrost auf den Klimawandel zurückführen. Tja.

Um zum Flughafen zu kommen bin ich um 3:30 aufgestanden, nach knappen vier Stunden schlaf. Dank verpenntem Früh-Einchecken habe ich den Gangplatz, da kann ich schlechter schlafen aber so eine gute Stunde krieg ich hin. Wir landen um 2 in Bali und ich werde erstmal vom Grenzbeamten ermahnt, was mein Reisepass denn so ranzig sei also wenn der noch ein bisschen mehr zerfleddert dann komm ich aber nicht nochmal ins Land. Nun gut.

Auf dem Weg zum Taxistand ist es fast unmöglich, ohne Nahkampferfahrung oder zumindest guten Neinsagefähigkeiten auszukommen. Ich werde mit „offiziellen“ Preistabellen bequatscht, die sich als „50% teurer als die echten“ herausstellen und handle schließlich einen Fahrer auf einen okayen Preis herunter.

Ich wundere mich zuerst über die Aggressivität der Taxileute, aber es stellt sich schnell raus, warum: alles ist verwaist. Klar, Regenzeit. Aber auch der so vor sich hin schnarchende Vulkan Mt. Agung hat seinen Anteil, die Leute in der Tourismusbranche (also so ziemlich 100% der Wirtschaft hier) hatten von ende Oktober bis mitte Dezember so gut wie gar kein Einkommen, weil die Touristen alle angst hatten, dank Aschewolke nicht nach Hause zu kommen und ihre Urlaube storniert haben. (Tatsächlich war auch der Airport für ein paar Tage gesperrt aber danach lief alles wieder rund, aber die Angst der Leute sitzt wohl etwas tiefer).

Ich checke im netten aber trotz entsprechender Empfehlung auf booking.com eher spärlich mit WLAN ausgestatteten Hotel ein und geh erstmal an den Strand. Der ist nicht wirklich schön (schön wirds ein paar kilometer weiter aber da war ich nicht), dafür aber mit warmem Wasser ausgestattet. Quasi jeder Abschnitt gehört zu einem anderen mittel- bis Oberklasse-Hotel, was das „Sachen ablegen ohne dass sie geklaut werden“ wenigstens einfach macht.

Inklusive einem okayen Abendessen (Fotos war’s dann doch nicht wert) mit fürchterlichem Cocktail und Arbeit bis nachts um halb 3 war’s das an diesem Tag.

Donnerstag: 9:45 aufstehen. Duschen, Nasi Goreng zum Frühstück, irgendwie was unternehmen. Ich laufe erst zur Straße und will mir einen Fahrer suchen, dann fällt mir ein, dass ich ja eigentlich auch einen Roller mieten könnte. Mache ich dann auch, und ab geht’s richtung Ubud.

Ich hatte irgendwie schonmal geilere Ideen im Leben, denn das sind zwei Stunden und es regnet wie aus Kübeln. Besonders auf der Mautbrücke quer über die Bucht stürmt es so, dass ich vor lauter Blinzeln fast nix mehr sehen kann. Unschön. Ein paar Kilometer weiter stelle ich mich mal unter, bringt aber alles nix, und als ich in Ubud endlich ankomme, bin ich auch schon fast wieder trocken.

Die Stadt ist so touristisch wie es nur sein kann, aber sehr hübsch, in den Bergen gelegen und überall Tempel, wirklich alte Anlagen, zum Teil möchte man kotzen vor idylligkeit. Es ist mittlerweile halb 3 und ich habe noch nichts gegessen. Das mache ich dann bei Ibu Oka, berühmt aus dem Fernsehen (Anthony Bourdain, angeblich) und von meinem lieblings-asien-foodblog Eating Asia.

Und was soll ich sagen: Babi Guling, also Spanferkel nach lokaler Art, in Perfektion. Dazu eine riesige Kokosnuss deren Wasser ich schlürfe.

Danach übe ich mich im Verfahren. Also genauer gesagt bin ich zu doof auf die Karte zu gucken und fahre nach verpasster Ausfahrt 20 Minuten weiter nach Norden. Ist zwar nett, so durch Reisfelder, aber den „hier kannst du bequem durch Reisfelder wandern das machen alle so und am Ende gibt’s ne tolle Aussicht“-Weg verpeile ich. Und auf dem Rückweg gleich wieder.

Und damit ist es auch schon spät genug und ich düse wieder Richtung Süden.

Es fängt an heftig zu regnen, aber was soll’s. Auf der Mautbrücke angekommen, hänge ich erstmal fest, weil Bar kann man nicht bezahlen. Auf dem Hinweg hat mir jemand seine Chipkarte geliehen und ich ihm dafür Geld bezahlt, aber nun kommt gerade keiner. Ein Mautwärter geht raus und sagt er könne kein Geld annehmen, ich müsse mich selbst drum kümmern, da kommt dann doch jemand und der bezahlt für mich, will auch absolut keine Kohle von mir. Ich bin ehrlich gesagt etwas baff, denn reiche Menschen fahren hier eher nicht mit dem Motorrad (schon gar nicht durch den strömenden Regen) und 5000 Rupien (30 cent) sind zwar für mich nicht viel, aber wie oben erwähnt, hier herrscht eigentlich krasse Armut.

Irgendwann wird der Regen wirklich zu krass und ich stelle mich unter, unterhalte mich mit einem sehr netten Taxifahrer aus Ubud, der gerade privat unterwegs ist und befreunde ihn auf Facebook „falls ich nochmal in Bali bin und einen Fahrer brauche“ und ziehe schließlich weiter.

Reichlich durchnässt zuhause, duschen, umziehen, Abendessen. Danach noch eine halbe Stunde Massage, der Rücken hat auf dem Moped etwas gelitten, ein bisschen Arbeit und Bett. Morgen dann: Osttimor.

4 Tage Bangkok

Wieder einmal muss ich feststellen: Sightseeing ist im Großen und Ganzen nichts für mich. Und so fand ich es auch in Bangkok viel spannender, Seitenstraßen entlang zu laufen, oder Reisende im zentralen Bahnhof zu fotografieren, als den Touristenströmen zu folgen.
Vier Tage Bangkok und ich habe nicht einmal einen Bruchteil gesehen. Mit Verspätung komme ich an, der Fahrer bescheißt mich erstmal um 300 Baht und als ich bei meinem Gastgeber eingecheckt und geduscht habe, ist es schon späterer Nachmittag. Das Tolle: Ich habe eine Unterkunft in einem luxuriösen Apartmentkomplex direkt am Chaopraya River. Mit eigener Fähre, die halbstündlich den Fluss zur Skytrain-Station überquert, mit drei Pools und zwei Fitnessräumen.

Aussicht vom Appartment

Erste Station: Baan Pad Thai. Wer zufällig in der Nähe sein sollte, dem sei eine dringende Empfehlung ausgesprochen, denn das Krebs-Pad Thai ist vorzüglich, der Klebreis mit Mango ebenfalls. Im Laufe der nächsten Tage werde ich hier auch noch Wasserkastanien mit geräuchertem Kokossirup auf rasiertem Eis (wie zur Hölle übersetzt man „Shaved Ice“ richtig?) essen, auch das ist super.

Pad Thai mit Krebs
Rindfleischstreifen mit leicht scharfem Dip
Klebreis mit Mango
Wasserkastanien mit geräuchertem Kokossirup auf Eis

Danach geht’s an einem Hindu-Tempel vorbei, bei dem ich vor allem damit beschäftigt bin, während der laufenden Zeremonie nicht im Weg zu stehen und den Gläubigen gegenüber Respektvoll zu sein. Menschen legen Bananen und andere Dinge auf Schalen, bringen sie nach und nach zu einem Priester, der wischt sie schwungvoll in einen großen Korb. Ernste Frage, weil ich dort niemandem selbige stellen wollte (und mangels Sprachkenntnis auch konnte, wo kommen die ganzen Opfergaben hin? Verrotten die im Tempel und werden dann entsorgt? Religionen verwirren mich.

Als nächstes unterschätze ich einfach mal massiv die Größe dieser Stadt. Ich habe nämlich mein Deo vergessen und weil ich eines aus Naturprodukten will, mache ich tatsächlich einen Lush aus, sieht auch recht kurz auf der Karte aus und ich bin ca 90 Minuten zu Fuß unterwegs. Auf dem Rückweg dann Skytrain. Werbung für konzentrierte Hühnerbrühe, die Energie geben soll, Werbung für Winter-Wunderland im Harry Potter Style bei der Mall in der ich gerade war, Werbung für Deutschland. Eine siebentägige Tour durch Highlights wie Limburg, Wuppertal und Bad Oeynhausen. Ich staune.
Abends: Der eine Pool des Apartment-Komplexes ist ein Infinity-Pool mit Flussblick. Hier kann ich’s aushalten. Danach früh ins Bett weil massive Übermüdung.

Infinity Pool vor Fluss vor Stadt bei Nacht

Tag 2: Besagtes Sightseeing. Ich gehe in einen Park, in dem Echsen herumlaufen sollen. Die finde ich dann auch und staune ob der Größe, als ein älterer Mann vorbei kommt und sagt „Is baby. Big one over there!“. Ja, und da sind dann auch große, und vor allem fette Warane, die mich auf etwa zwei Meter heran lassen bevor sie sich in den See zurückziehen.


Weiter zum zentralen Bahnhof. Im Internet weit und breit empfohlen als tollen Ort für Fotografie. Und so ist es tatsächlich. Das Licht ist fantastisch und Menschen, die auf Reisen sind, sind auch stets ein tolles Subjekt.

Reisender Mönch

Von hier aus ist es nicht weit nach Chinatown und dort soll ein toller Streetfood-Wagen mit Michelin-Empfehlung sein. Ist er aber nicht, zumindest nicht um diese Uhrzeit. Dafür entdecke ich einen anderen Laden mit längerer Schlange von Locals, und ja, der ist auch gut. Suppe mit verschiedenem Schweinefleisch und gerollten Nudeln sowie Schweinerippchen in Curry.

Gerollte Nudeln mit allerlei vom Schwein
Schweinerippen

Danach: Eine goldene Statue und der Königspalast. Dürfen sich gerne andere Menschen für begeistern.

Budda aus Massivgold
Lustige Wache am Königspalast die nix sieht

Mit dem Boot zurück ins Apartment, Sonnenuntergang im Pool.

Sonnenuntergang im Pool

Danach: Nahm. Ich hatte vor, mir etwas besonderes zu gönnen und dieses Restaurant ist in den „Asia’s 50 best Restuarants“ ganz vorne mit dabei als bestes Thai-Restaurant. Einen Michelin-Stern hat es auch. Das Zehn-Gänge-Menü (eigentlich drei Gänge aber dann jeweils verschiedene Speisen) kostet 60 Euro, das ist eigentlich ziemlich in Ordnung. Ich jammere hier auf hohem Niveau, aber leider kann mich das Restaurant nicht von den Socken hauen. Es ist „Okay“. Gutes Essen, aber eben nicht „oh mein Gott was ist das, das ist ja der Wahnsinn“.
Ich würde ja jetzt gerne einzeln berichten, aber nicht alle Gerichte stehen auf der Karte und die Bedienungen sprechen nicht ausreichend gutes Englisch, als dass man jede einzelne Beschreibung zu hundert Prozent verstehen könnte. Hier aber ein Versuch mit Punktebewertung:

Vorspeisen: Sensationell!

Amuse-Bouche: Ananas-Stücke mit Tamarinden-Irgendwas. 7,5/10

Knuspriges Eiernetz mit Garnelen, Wilden Mandeln und Kaffirlimette 8,5/10

Röllchen (ich weiss nicht mehr was drin war): 8/10

Betelblätter mit Hummerfleisch: 10/10

Fisch-Irgendwas im Bananenblatt: 8/10

Klare Brühe mit Gegrillter Taube, Pilzen, Tapiokaperlen und Krabben: 10/10


Hauptspeisen: Na ja.

Frittierte Shrimps mit Kokos-Krebs-Sauce: 7,5/10

Ochsenschwanz-Curry: 7/10

Grüner Mangosalat mit Sauren Blättern und gegrilltem Schweinefleisch: 7,5/10

Gedämpfte Korallenforelle mit Bang Rak Gelben Bohnen und eingelegtem Knoblauch: 7,5/10

Nachspeisen: Ganz gut

Birne mit irgendwas süß-scharfem: 8/10

Obst: Naja, obst (unter anderem Cashew-Äpfel)

Gekochte Kokosmilch mit Obst und Reis und in Kokosmilch gekochtem Tapioka: 9/10

Irgendein Obst auf süßem Granita 6/10, die Kekse dazu waren aber toll

Ach und ein Cocktail, der TomYamTini heisst, und eben mit den Gewürzen einer Tom Yam Gung-Suppe gemacht ist. War ganz nett.

Danach geht es noch auf eine Skybar, in der man für den Blick bezahlt. Der ist nämlich fantastisch, die Cocktails sind so völlig überteuert und mittelmäßig.


Anschließend: Bett.

Ich wache auf und die Sonne brät. Heute werde ich tatsächlich nicht allzu viel tun. Ich gehe vor die Tür, um etwas zu essen, das mein lokaler Asia-Imbiss in der Schanze so auch hinkriegt und begebe mich spätnachmittags in die Stadt um meinen Chef zu treffen, der Geschäftlich seit einiger Zeit in Asien weilt. Wir trinken zunächst eine Kleinigkeit in einem französischen Restaurant, bevor wir die Straße herunter Thai essen gehen, denn meine Regel „nur lokales Essen während ich in Asien bin“ ist mehr oder weniger strikt.

Es gibt:

Trockene knusprige Rindfleischstreifen mit scharfer Sauce und Kräutern: 9/10

Würste, die aus fermentiertem Schweinefleisch gemacht werden (8,5/10) mit eingelegtem Ingwer (11/10)

Riesengarnelen in Curry: 8,5/10

Rindfleischstreifen mit Kräutern (weder das Foto ist scharf noch das Essen): 9/10

Gebratener Tofu (Auch nicht scharf): 7,5/10

Makrelen in Fischsauce: 6,5/10

Obst mit Erdbeergelee drin: 6/10


Insgesamt also eine tolle Sache und längst nicht so teuer wie Nahm.
Danach: Cocktail. Ich trinke einen Tom Ka Kai, die haben’s hier irgendwie mit ihren Suppen und daraus abgeleiteten Cocktails. Die Technik, den Drink in einer Plastiktüte abzufüllen, damit sie vom Eis gekühlt aber nicht verwässert werden, kann ich so allerdings nicht ganz empfehlen, das ist auf die letzten Tropfen eine ziemliche Schlürferei.

Am nächsten Tag: Treffen mit meinem Chef bei der UNO. Ich bin schon in der Stadt, um noch einmal tolle Fotos am Bahnhof zu machen. Unter anderem ist gerade ein Hochzeitspaar dabei, Fotos von sich machen zu lassen.

 

Dann bekomme ich die Nachricht: 14:30, Pass mitbringen und keine Sandalen!

Prima. Sandalen habe ich an, Pass nicht dabei. Ich fotografiere noch ein paar Minuten und schätze die Zeit, die man in dieser Stadt mit Verkehr zubringt, wieder einmal grandios falsch ein. Statt „eben zum Apartment, Pass holen, was essen, pünktlich dasein“ muss ich mir das Essen klemmen, teilweise mit dem Taxi fahren und schließlich durch den strömenden Regen rennen, um 45 Minuten zu spät am UNO-Gebäude anzukommen.

 

Nettes Gespräch, danach wieder eine kleine Fresskalation, denn mein Chef beschließt, dass ich „Giant River Prawns“ probieren muss. Wir sitzen am Fluss unweit der King Rama VIII Bridge

Und es gibt:

Satay-Spieße (7,5/10 aber die eingelegten Gurken dazu waren super)


Kokos-Smoothie (Enttäuschend)

Gemüse (Enttäuschend)

Crab Cakes mit Sauer-Scharfer Sauce (7/10)

Gegrillten Fisch mit süß-sauerer Sauce (7,5/10)

Giant River Prawns (8,5/10)

Alles in allem überteuert und touristisch aber andererseits auch jammern auf hohem Niveau.

Mit dem Taxi geht’s zurück zum Apartment, noch schnell packen und dann schlafen, ich muss um 3:30 Aufstehen und zum Flughafen, zwei Tage Bali!

Alles in Allem habe ich in Bangkok vor allem viel verpasst. Fotos machen, Dinge sehen. Touriviertel? Nicht mal in der Nähe gewesen. Andererseits erinnere ich mich noch gut an die Städte in Vietnam, und wie begeistert ich vom Leben auf den Straßen in Saigon (und auch Hanoi) ich war. Hier ist das irgendwie anders. Bangkok hat mich nicht umgehauen und nur in Teilen dieses Gefühl von „In der Fremde Wohlfühlen“ ausgelöst. Nach vier Tagen Saigon war ich bereit, dort hin zu ziehen. Nach vier Tagen Bangkok bin ich erstmal wieder ganz froh, weg zu sein…